Fragen und Antworten zum Thema Blindenführhund

von Sabine Kleist

Was ist ein Blindenführhund?

Blindenführhunde sind besonders treue, sensible, auf Gehorsam und Führfähigkeit ausgebildete Partner und Engel auf vier Pfoten Sie helfen blinden und schwer sehbehinderten Menschen zu mehr Mobilität, Sicherheit und Selbstständigkeit im Alltag. Für ihre hohe Verlässlichkeit werden diese Blindenführhunde nach strengen Kriterien ausgewählt und ausgebildet. Blindenführhunde sind an ihrem weißen Führgeschirr erkennbar. 

Die Vorteile eines Blindenführhundes

Die/Der Sehbehinderte und Blinde ist mit einem gut ausgebildeten Blindenführhund viel selbständiger und unabhängiger unterwegs. Auch kann sie/er zu jeder Zeit seinen eigenen Bedürfnissen folgen, fühlt sich auch in fremder Umgebung viel sicherer, hat dadurch auch weniger Stress und kann sich so auch etwas leichter selbst orientieren.Blindenführhunde geben ein großes Gefühl der Sicherheit. Sehbehinderte und Blinde haben dadurch größere Lebensqualität und leben gesünder, da sie sich sehr viel im Freien bei jedem Wetter aufhalten und der Hund ja auch seine "Geschäfte" verrichten muss. Darum sollte sich jede/jeder Blinde und Sehbehinderte vor Anschaffung eines Blindenführhundes ihre/seine Gedanken machen und Erkundigen bei Blindenverbänden und Blindenführhundeschulen einholen.Darum auch hier ein Appell an alle Sehbehinderten und Blinden - bitte beachten Sie bei der Anschaffung eines Blindenführhundes folgende Fragen:

  1. Sind sie überhaupt ein Hundetyp?
  2. Die Haltung eines Hundes ist sehr kostenintensiv (Tierarztkosten, Futterkosten, Haftpflichtversicherung, etc.). Sehr gut wäre eine Krankenversicherung, denn wenn man als Mindestpensionist nicht soviel Geld hat, kann man sich unter Umständen eine Operation des Hundes nicht leisten. Aus diesem Grund ist es besser einen jährlichen Betrag an die Hundekrankenversicherung zu bezahlen, denn man bekommt ja zwei doppelte Pensionen und da ist zum Beispiel der jährliche Tierarztbesuch sowie Haftpflicht und Krankenversicherung vom Hund inkludiert. Auch ich mache es so.
  3. Wäre man auch bereit einen Urlaub zu verschieben, oder sogar ganz auf den Urlaub zu verzichten?
  4. Ein Hund ist nicht immer einsetzbar (krankheits- oder stressbedingt).
  5. Der Hund muss ausreichend bewegt werden.
  6. Auch können Blindenführhunde maximal 10 Jahre "Dienst tun", dann muss ein neues Tier angeschafft werden.
  7. Alte Tiere, die "in Pension gehen", kann man, wenn man möchte, auch selbst behalten, oder sie werden in so genannten Patenfamilien untergebracht.
  8. Kümmert sich jemand um meinen Hund, wenn ich mal nicht in der Lage sein sollte (Unfall, Erkrankung, Krankenhausaufenthalt und im schlimmsten Fall auch Tod)?
  9. Ist meine/mein VermieterIn damit einverstanden, dass ich einen Blindenführhund halte? Wenn nicht, bin ich bereit umzuziehen?
Der Blindenführhund

Als Blindenführhunde werden meist der Collie, Labrador-Retriever, Golden-Retriever, Deutscher Schäferhund, Amerikanisch-Kanadischer Schäferhund (Weißer Schäferhund), Riesenschnauzer und Königspudel ausgebildet, weil sie angeblich nicht so ein hohes Aggressionspotential haben. Die Schulterhöhe der Blindenführhunde sollte zwischen 50 - 65 cm betragen. Die Hunde werden zwischen 13 und 15 Jahre alt.Ihre Dienstzeit als Blindenführhund dauert nur ca. 7 Jahre. Danach gehen sie in Pension.Da die Blindenführhunde ein Leben lang eine sehr stressreiche Arbeit haben, ist man der Meinung, dass diese Hunde nicht so alt werden, wie jene Artgenossen, die als gewöhnliche Haus und Freizeithunde ihr Leben führen dürfen. Aber dem ist nicht so. Wenn ein Blindenführhund trotz seiner sehr wichtigen Arbeit artgerecht gehalten wird, damit meine ich, dass der Hund nicht nur als Hilfsmittel, sondern auch als Partner und treuer Begleiter angesehen wird. Denn nur so kann auch eine sehr gute soziale Bindung zwischen Mensch und Hund aufgebaut werden.Der Aufbau einer gegenseitigen Vertrauensbasis ist besonders wichtig im ersten Jahr des Gespanns. Das ist die wichtigste Voraussetzung für ein gut funktionierendes Führgespann. Gelingt der Bindungsaufbau in dieser Zeit nicht, bleiben Mensch und Blindenführhund häufig unsicher. Es bleibt auch später wichtig, engen Kontakt zu den Tieren zu halten, um die Bindung zu gewährleisten. Bei Paaren, in denen ein Partner sehend ist, kann es vorkommen, dass die Hunde eine intensivere Beziehung zum sehenden Menschen aufbauen, wenn dieser sich häufiger mit dem Tier beschäftigt und Spiele wahrnimmt, die Blinden nicht möglich sind.

Was kann ein Blindenführhund

Der Führhund ist dazu da, die selbständige Fortbewegung eines blinden oder sehbehinderten Menschen zu erleichtern, indem er die bestmögliche Sicherheit bietet.Am Anfang seiner Ausbildung lernt der Führhund, sein Verhalten zu ändern sobald der Ausbilder ihm das Führgeschirr überstreift, denn das heißt : jetzt wird gearbeitet. Sobald man ihm jedoch das Geschirr abnimmt, darf er wieder ein ganz gewöhnlicher Hund sein. 

Der Führhund lernt, alle möglichen Hindernisse anzuzeigen und selbstständig zu umgehen : Bodenhindernisse (Gehsteig, Treppe, Rohr, Abgrund), Seitenhindernisse (parkierte Autos, Passanten, Werbeträger usw.) sowie Höhenhindernisse (bis Kopfhöhe). Er ist imstande, einen Befehl zu verweigern, wenn dieser für seinen Menschen eine Gefahr bedeutet.Der Führhund lernt auch eine spezielle Sprache, dank derer sein Mensch mit ihm kommunizieren kann. Sie zählt zirka 30 Hörzeichen wie z.B. die Richtung zu wechseln, einen Fußgängerstreifen, Ein-, respektive Ausgänge eines Gebäudes, einen Schalter, eine Theke, einen freien Platz usw. zu suchen und anzuzeigen.Während seiner Ausbildung lernt der Führhund keine Standardweg. Somit ist er anschließend fähig, seinen Menschen überall zu führen, unter der Bedingung, dass der Letztere den Weg wenigstens ungefähr kennt. Der Führhund ist zudem imstande, zahlreiche verschiedene Wege im Gedächtnis zu behalten. 

Bitten eines Führhundes
  1. Wenn ich mein Geschirr trage, bitte streichelt und lockt mich nicht. Denn meine Arbeit erfordert sehr viel Konzentration und jede Art von Ablenkung könnte meinen blinden Partner/innen gefährden.
  2. Fragt bitte meinen hochgradig sehbehinderten oder blinden Partner/in, ob und wie ihr ihm behilflich sein könnt! Spontanes und schnelles Anfassen, oder sogar Festhalten am Führgeschirr machen mich und meinen Begleiter/innen unsicher. Ihr könnt uns sehr gerne eure Hilfe anbieten, aber seid nicht beleidigt, wenn Herrchen oder Frauchen es ablehnen sollten, denn wir beide sind ein eingespieltes und sehr gut zusammenarbeitendes Team und daher auch sehr selbständig.
  3. Bitte, sagt meinem Herrchen oder Frauchen, welche Busse mit welcher Nummer einfahren und wohin diese Busse fahren. Oder wann die Ampel auf "grün" steht! Ich bin zwar sehr intelligent, aber lesen oder eine Ampeln richtig deuten, dass kann ich nun mal nicht.
  4. Haltet Euch bitte dringend an die Verkehrsvorschriften!Zugeparkte oder mit Fahrzeugen verstellte Gehwege zwingen mich und mein Herrchen bzw. Frauchen auf die Straße auszuweichen, wo es durch den vielen Verkehr für uns beide sehr gefährlich werden kann.
  5. Erlaubt mir bitte den Zutritt zu Lebensmittelgeschäften!Das Gesetz ist zwar auf meiner Seite, aber dennoch schimpfen immer noch Leute über mich in den Geschäften. Denn Ihr lasst eure Augen ja auch nicht vor dem Geschäft stehen und warten bis ich wieder herauskomme.
  6. Bitte, erschreckt mich nicht mit Knallkörpern und dergleichen!Ihr gefährdet damit meine Diensttauglichkeit und mein blinder Partner/in verliert einen verlässlichen Führer/in.
  7. Haltet bitte eure Hunde zurück und umgeht uns zügig!Ich darf im Dienst nicht schnuppern und spielen.Doch in meiner übrigen Freizeit bin ich jederzeit fürs knuddeln, spielen und für eine wilde Rennerei zu haben.
  8. Füttert mich bitte nicht!Ich bin dazu erzogen worden, von Fremden nichts anzunehmen. Jeder Versuch von eurer Seite untergräbt diesen Gehorsam und mein blinder Partner/in wird dann zu Recht sehr ungehalten.
  9. Bitte, verzichtet darauf, jegliche gefährliche Dinge (!) auszulegen oder Glasscherben einfach liegen zu lassen bzw. informiert meinen blinden Partner/in über derartige Gefahrenquellen! Er / Sie erkennt nicht, womit meine Pfoten in Berührung kommen bzw. was ich im Freilauf aufnehme. Eure Achtlosigkeit bezahle ich mit längerem oder dauerhaftem Dienstausfall, schlimmstenfalls sogar mit meinem Leben! 
Auch ein Blindenführhund hat Rechte

Auch sollte ein Blindenführhund immer genügend Auslauf bekommen, damit er einen Ausgleich für seine hohe Konzentration und verantwortungsvolle Arbeit hat. Denn nur so ist ein Maß an hoher Sicherheit für uns Sehbehinderte und Blinde geboten.

Falls ihr Fragen über mich, meine Ausbildung und unsere Arbeit habt, so scheut euch nicht, meinen Partner /in offen anzusprechen.